Typisch “Murot” – alles, nur kein “Tatort”

Kritik zum Tatort „Angriff auf Wache 08“
ARD/HR Tatort “Angriff auf Wache 08”: (v.l.n.r.) Walter Brenner (Peter Kurth) und Felix Murot (Ulrich Tukur) sind alte Freunde. Bei ihrem Treffen in der “Wache 08” tauchen die Justizvollzugsbeamten Frank (Andreas Schröders) und Jörg (Jörn Hentschel) auf, die durch eine Panne ihres Gefangenentransporters zufällig in der Wache gestrandet sind. (Foto: HR/Bettina Müller)
Kurz nachdem Felix Murot (Ulrich Tukur) bei seinem Freund angekommen ist, bricht die Hölle los. (Foto: HR/Bettina Müller)

Ein Tatort mit dem eigentlich großartigen Ulrich Tukur in der Rolle des LKA-Hauptkommissars Felix Murot ist in der Regel alles, nur kein Tatort. Das weiß man inzwischen. Auch bekannt ist, dass gerne mal groß geballert wird mit und um Murot und, dass die Geschichten reine Fantasy-Erzählungen sind, die weder mit der Realität noch mit Logik etwas zu tun haben. Unter diesen Voraussetzungen kann man die Murot-Tatorte mögen oder aber auch nicht. Genauso verhält es sich auch mit der neuesten Murot-Geschichte mit dem Titel “Angriff auf Wache 08” aus der Feder von Clemens Meyer und Thomas Stuber, nur dass diesmal mehr als üblich übertrieben wurde, in jeder Hinsicht. Der ganze Film bestand aus eine einzigen Ballerei, ohne jeden Sinn und Verstand. Vier Familienmitglieder eines scheinbar kriminellen Clans begeben sich anfänglich auf einen Rachefeldzug, doch im Verlaufe der Geschichte werden es immer mehr bis an die Zähne bewaffnete Angreifer, deren Herkunft am Ende genauso fraglich bleibt, wie die Tatsache, dass ein Gefangenentransport mit Schwerstkriminellen von niemandem vermisst wurde und warum eigentlich der Eisverkäufer sterben musste. Was hatte das alles mit der Sonnenfinsternis zu tun und wieso hatten es die Angreifer auf eine Wache abgesehen, die nur noch als Museum diente? Überhaupt gab es viel zu viele Tote, aber keinen Mord, es gab endlose Schießereien aber keinen greifbaren Täter mit einem verständlichen Motiv. Selbst Murots Assistentin Magda Wächter (Barbara Philipp) war in dieser Folge nur Beiwerk, sie marschierte erst kurz vor Schluss mitten im Showdown ganz alleine in die unter schwerem Beschuss liegende Wache 08, die wenig später nach einer gigantischen Explosion in einem Flammenmeer versank, während Wächter wie von Geisterhand unversehrt neben Murot und den letzten Überlebenden – Verkehrspolizistin Cynthia Roth (Christina Große), Serienmörder Kermann (Thomas Schmauser) und die Tochter des wohl auch eher zufällig erschossenen Arztes, Jenny Sibelius (Paula Hartmann) – auf der grünen Wiese weit weg vom Ort des Geschehens wieder auftauchte.

Wie gesagt, alles nicht verständlich, die gesamte Story eigentlich nicht viel mehr als eine Aneinanderreihung von längst bekannten Filmszenen, eine wilde Mischung aus „Stirb langsam“, „MacGyver“ und einer gehörigen Portion Wilder Westen. Nicht unbedingt schlecht, aber eben kein Tatort und schon gar kein Krimi. Warum solche Filme im Rahmen der Tatort-Reihe laufen müssen, bleibt das Geheimnis der Macher. Wird hier der Klasseschauspieler Ulrich Tukur als Zugpferd missbraucht? Für Freunde ungezügelter Ballerei in Verbindung mit lockeren Sprüchen aus der Mottenkiste klassischer amerikanischer Thriller und Western mag der Film unterhaltsam gewesen sein, für Liebhaber klug konstruierter Kriminalfälle mit einer Prise gern morbiden Humors und ebenso cleveren wie sympathischen Kommissaren war es einfach nur wieder Zeitverschwendung. Und noch ein Gedanken bleibt nach diesem an Brutalität kaum zu überbietenden Tatort: Die gerade in den letzten Wochen vielbeschworene Radikalisierung vieler junger Menschen kann offenbar nicht nur an Ballerspielen festgemacht werden. Auch Filme wie dieser, die die kranke Lust am Schießen und Töten so hemmungslos zelebrieren, tragen ihren Teil dazu bei. Und das auch noch finanziert durch die Gebühren der Fernsehzuschauer. Übel, ganz übel! /sis

Felix Murot (Ulrich Tukur, li.) holt Jenny Sibelius (Paula Hartmann) weg vom Serienkiller Kermann (Thomas Schmauser). (Foto: HR/Bettina Müller)

Ein Gedanke zu „Typisch “Murot” – alles, nur kein “Tatort”

  • 22. Oktober 2019 um 10:14 Uhr
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    Großer Schwachsinn, schade um die Zeit!

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