Bedrückende Schicksale statt Spannung

Kritik zum Tatort Berlin “Die dritte Haut”
ARD/rbb Tatort “Die dritte Haus”: Nina Rubin (Meret Becker) und Robert Karow (Mark Waschke) bekommen es in ihrem neuen Fall mit Immobilienhaien zu tun. (Foto: rbb/Gordon Mühle)
Karow (Mark Waschke) und Rubin (Meret Becker) stellen den Mord am Immobilienmanager Ceylan nach (Foto: rbb/Gordon Muehle)

Die Wohnungssituation in Berlin ist furchtbar, ganz ohne Zweifel. Aber die Frage muss erlaubt sein, warum die Menschen unbedingt in dieser düsteren, unfreundlichen Stadt leben wollen. Sie wollen es so sehr, dass sie bereit sind, Dinge zu tun, die kein normaler Mensch tun würde. Die LKA-Kommissare Nina Rubin (Meret Becker) und Robert Karow (Mark Waschke) bekommen es in ihrem neuen Fall „Die dritte Haut“ von Drehbuchautorin Kathrin Bühlig mit einer türkischen Familie zu tun, die Immobilien in Berlin kauft und verkauft und die Bestands-Mieter mit den hinreichend bekannten Schikanen aus ihren Wohnungen vertreiben.

Der Sohn der gnadenlosen Chefin Gülay Ceylan (Özay Fecht) wird ermordet aufgefunden. Es stellt sich heraus, dass er Mieterinnen und Mietinteressentinnen mit der Aussicht auf eine Wohnung zum Sex genötigt hat. Auch Jenny Nowack (Berit Künnecke), alleinerziehende Mutter von zwei Kindern, lässt sich auf Cem ein, um eine Ersatzwohnung zu bekommen, was ihrem Ex-Mann Micha Kowalski (Timo Jacobs) nicht gefällt. Er ist nach Jahren zurück nach Berlin gekommen, um seine Kinder zu sehen. Außer Jenny und ihrer Familie lernen die Zuschauer Menschen in einem Mietshaus kennen, die alle unter den Quälereien der Ceylans leiden. Bedrückende Schicksale, die es aber überall auf der Welt gibt. Nur diese Schicksale und zusätzliche Bilder von Obdachlosen mit ihren Wünschen, völlig zusammenhanglos eingeblendet, standen im Mittelpunkt der Tatort-Folge und nicht der Mord und die Ermittlungen eines engagierten Teams.

Es ging wieder einmal nur um das Thema, das sicher in einer Dokumentation besser aufgehoben wäre als in einem Krimi, von dem man spannende Unterhaltung erwartet. Spannung fehlte völlig und wer ein Sozialdrama sehen will, sucht sich keinen Tatort aus. Auch das merkwürdige Verhältnis von Karow und Rubin, die in dieser Folge völlig unvermittelt übereinander herfallen, sich dadurch aber nicht besser verstehen, ließ den Zuschauer eher unangenehm berührt zurück. Genauso wie die Auflösung des Falles, die mehr zufällig geschieht. Ein plötzliches Geständnis ohne Not, das in der Folge den wahren Schuldigen entlarvt. Krimi geht anders! /sis

Schon der letzte Tatort aus Berlin mit dem Titel “Ein paar Worte nach Mitternacht” war alles andere als spannend.

ARD/rbb Tatort “Nur ein paar Worte nach Mitternacht”: Nina Rubin (Meret Becker) und Robert Karow (Mark Waschke, li.) finden Klaus Keller (Rolf Becker) an seinem 90. Geburtstag tot auf. Um seinen Hals hängt eine seltsame Nachricht. (Foto: rbb/Stefan Erhard)

 

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