Kritik zum Tatort Ludwigshafen „Hetzjagd“

Etwas ratlos lässt der Tatort „Hetzjagd“ aus Ludwigshafen die Zuschauer zurück. War er gut? Nicht wirklich. War er schlecht? Auch nicht wirklich. Irgendwas zwischendrin. Tatsächlich hatte die Story einiges zu bieten. Insbesondere, dass Regisseur Tom Bohn sich auf die Stärke des Mediums Film besann und die Geschichte mehr in Bildern als in Dialogen erzählen ließ, wusste zu begeistern. Der Drehbuchautor, auch Tom Bohn, aber erlaubte sich einige Ungereimtheiten, die wiederum den gesamten Tatort konstruiert und wenig durchdacht erscheinen ließen.

So ist absolut nicht nachvollziehbar, warum Mordopfer Nummer 1, der Konzertveranstalter Tillmann Meinecke, so dringend Polizeischutz wünschte, um dann ganz allein am frühen Morgen am einsamen Rheinufer entlang zu joggen. Auch wie die Freundin des Mordopfers, Maria Karich (Anna Herrmann), und die Freundin des vermeintlichen Täters, Hedwig Joerges (Anne-Marie Lux), ausgerechnet am selben Imbissstand im benachbarten Mannheim aufeinandertreffen konnten, war mehr dem Zufall als einem intelligenten Konstrukt geschuldet. Wenig glaubwürdig war auch Marias respektloses Beschimpfen und Geduze der Kommissarinnen, das eher zu der angeblich rechtsradikalen Hedwig gepasst hätte, die aber wiederum sehr moderat und wenig aufbrausend daherkam. Dennoch gefielen kleine Gesten ganz besonders, wie etwa Edith Kellers (Annalena Schmidt) tiefe Betroffenheit über den Tod der Polizistin, die ganz ohne Worte auskam.
Die Geschichte selbst war wieder einmal und völlig unnötig im rechten Milieu angesiedelt. Tatsächlich soll Tilmann Meinecke von dem völlig verblendeten Ludger Reents (Daniel Noel Fleischmann) an diesem Morgen ermordet werden. Er unterstreicht seine Entschlossenheit gegenüber seiner Freundin Hedwig mit lautem Nazigebrüll. Doch Ludger kommt zu spät. Meinecke, der vorzugsweise Rockkonzerte „gegen Rechts“ veranstaltet, liegt schon tot am Rheinufer. Dass das den Verfassungsschutz in Person von Thomas Leonhardt (Oliver Stritzel) stilecht in Lederjacke auf den Plan ruft, war genauso klar wie unnötig. Leonhardt behinderte die Ermittlungen von Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) und Johanna Stern (Lisa Bitter) wenig bis gar nicht, trug aber auch nicht zur Aufklärung des Falles bei. Verfassungsschutz musste eben sein, weil der vermeintliche Mörder aus der rechten Szene kam, auch wenn er sonst in dieser Geschichte überhaupt keinen Sinn hatte.
Ebenfalls entbehrlich und in keiner Weise nachvollziehbar, geschweige denn die Motivation glaubhaft erklärt, war der Mord an der Polizistin. Ludger wird zusammen mit seiner Freundin Hedwig von einer Polizeikontrolle angehalten, er steigt aus, zieht die Waffe und ballert völlig unmotiviert drauf los. Natürlich wird er sofort geschnappt, während Hedwig auf der Suche nach einem Schlafplatz ausgerechnet auf die Freundin von Meinecke trifft und mit ihr zusammen die Nacht in einem Hotel verbringt. Als beide endlich verstehen, auf wen sie sich da jeweils eingelassen haben, kommt es zum Showdown, der wieder wenig nachvollziehbar war: Eben verstehen sich die Mädchen noch gut, da greift sich Maria ein Messer und Stich Hedwig nieder. Dabei hatte Hedwig weder etwas mit dem Mord an Marias Freund noch an der Polizistin zu tun. Eine Geschichte voller Zufälle und Missverständnisse eben, aber doch nicht völlig uninteressant. /sis

Der letzte Tatort aus Ludwigshafen “Unter Wölfen” führte die Zuschauer in den Wilden Westen.
