Viel Wohlwollen, einige Auszeichnungen, aber kein Erfolg

Der Schöpfer von “Carmen”: George Bizet (1838-1875)

Wer die ersten Takte der Arie „L’amour est un oiseau rebelle“ hört, sieht sofort die rassige Spanierin vor sich, die George Bizet in seiner Oper Carmen zum Leben erweckt hat. Keine andere Arie der Operngeschichte dürfte den gleichen Bekanntheitsgrad genießen wie die „Habanera“.

Dabei hat der Komponist sie erst kurz vor der Uraufführung hinzugefügt. Es nützte nichts, „Carmen“ fiel bei der Premiere am 3. März 1875 in der Pariser Opéra Comique mit Pauken und Trompeten durch.

Den späteren Welterfolg gerade dieser Oper hat George Bizet nicht mehr erlebt, er starb mit 36 Jahren, drei Monate nach der Uraufführung von „Carmen“. Es könnte also durchaus sein, dass der Misserfolg seiner Oper mit ein Grund für seinen frühen Tod war. Denn der ausbleibende Erfolg von „Carmen“ war nicht der einzige Rückschlag. George Bizet gehört zu den Künstlern der Kulturgeschichte, die zwar mit Wohlwollen und Auszeichnungen bedacht wurden, aber nie den großen Durchbruch geschafft haben. Der glanzvolle Ruhm kam auch bei ihm erst nach seinem Tod. Erst war es „Carmen“, die von einem Erfolg zum nächsten schwebte und im 20. Jahrhundert endlich begannen Orchester und Publikum sich auch für weitere Werke Bizets zu interessieren.  

Dabei galt George Bizet schon im Alter von zehn Jahren als Genie. Am 25. Oktober 1838 in Paris geboren, wurde Alexandre César Léopold, 1840 auf den Namen George getauft, im Pariser Konservatorium aufgenommen. Die Mutter muss George das musikalische Talent mit auf den Lebensweg gegeben haben, denn der Vater brachte es als Sänger und Komponist nicht weit. Mutter Léopoldine aber war Pianistin und kam aus einer Musikerfamilie, ihr Bruder war der bekannte Gesangs- und Sprechlehrer Francois Delsarte. 1851 gewann George den zweiten Preis des Konservatoriums für sein Klavierspiel, ein Jahr später folgte der erste Preis.  1857 schließlich gewann er den von Jacques Offenbach ausgelobten Musikwettbewerb, der mit einer Aufführung in Offenbachs sehr bekannten Operetten-Theater verbunden war. Noch im selben Jahr holte sich Bizet den bedeutendsten Musikpreis seiner Zeit, den „Prix de Rome“ und gewann damit ein Stipendium für ein dreijähriges Studium in Rom. Im Oktober 1857 zog George Bizet in der Villa Medici ein und wähnte sich naturgemäß im Paradies. Nur seine Leistungen entsprachen nicht den Akademievorschriften, Bizets einziges religiöses Werk fand nicht die Zustimmung, die er sich erhofft hatte. Doch statt weiter daran zu arbeiten, komponierte er eine Opera Buffa mit dem Titel „Don Procopio“, die trotz des Regelbruchs das Wohlwollen seiner Lehrer fand.

1860 kehrte Bizet nach Paris zurück. Seine Mutter starb und er hatte mit Finanznöten zu kämpfen. Seine Kompositionen fanden keine Abnehmer und so musste er sich mit Klavierunterricht über die Runden retten. Er war im wahrsten Wortsinn ein armer Schlucker, als er 1869 die Tochter von Professor Formental Halévy heiratete. Bis zum deutsch-französischen Krieg 1870/71 arbeitete Bizet an einigen Operetten- und Opernprojekten, darunter die komische Oper „Djamileh“, die wie seine anderen Kompositionen auch beim Publikum durchfiel. Schließlich wurde 1875 „Carmen“ uraufgeführt, mit dem bekannten Ergebnis. Allerdings sorgten überzeugende Kritiken einiger Musikgrößen jener Zeit und eine tänzerische Überarbeitung dafür, dass „Carmen“ im Oktober 1875 doch noch ihren Triumpfzug um die Welt antreten konnte. Ihr Schöpfer war da bereits tot, gestorben quasi an “gebrochenem Herzen” am 1. Juni 1875. /sis

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