Einfach zu viel Liebe für diese Zeit

Einfach zu viel Liebe für diese Zeit
An dem spektakulären Bühnenbild wurde vier Jahre gearbeitet. Foto: Bregenzer Festspiele/Karl Forster

Schon wenn die ersten Töne der berühmten Habanera erklingen, kann man sie vor sich sehen, die rassige Spanierin, die mit wiegendem Gang zu kastagnettengleichen Klängen über die Bühne schreitet: die exotische Zigeunerin Carmen, die die Liebe besingt, die für sie wie ein wilder Vogel ist – nicht einzufangen und doch atemberaubend präsent. Jeder spürt das Knistern, das schon diese Arie bei den Zuhörern auslöst. Bei der Uraufführung 1875 in Paris allerdings kam die Verruchtheit der Hauptfigur weniger gut an. Zu jener Zeit waren verführerische Frauen allenfalls in den heimischen Schlafzimmern gern gesehen, ganz gewiss aber nicht in der Öffentlichkeit. Und dazu die brutale Geschichte, wird Carmen doch am Ende von ihrem verschmähten Liebhaber ermordet. Keine leichte Kost für die Menschen am Ende des 19. Jahrhunderts und genau die wollten sie auf ihren Bühnen erleben: Die Leichtigkeit des Seins wurde im Theater erwartet, nicht Mord und Todschlag. Erst nach einer umfassenden Überarbeitung der nach der literarischen Vorlage von Prosper Mérimée von George Bizet komponierten Oper fand sie das Wohlwollen des Publikums und entwickelte sich zur heute meistgespielten Oper weltweit. Der Autor war selbst in Spanien und hat in der Erzählung seine Reiseeindrücke aufgearbeitet. Der Komponist war begeistert von Geschichten aus fernen Ländern, so wie die meisten seiner Zeitgenossen auch.

Die Geschichte spielt im spanischen Sevilla im Jahre 1820 und erzählt von Carmen, einer verführerischen Zigeunerin, die die Freiheit liebt – in jeder Hinsicht. Sie will frei leben und lieben und wer ihr diese Freiheit nehmen will, erfährt ihre aggressive Seite. So kommt es, dass sie eine Arbeitskollegin in der Zigarettenfabrik verletzt und dafür ins Gefängnis soll. Allerdings betört sie den Wachsoldaten Don José, der ihr schließlich zur Flucht verhilft und dafür selbst hinter Gittern landet. Doch Carmen belohnt ihn dafür nicht mit der Zuneigung, die sich der eher schüchterne Don José erhofft hatte. Sie wendet sich von ihm ab und verliebt sich stattdessen in den weitaus männlicheren Torero Escamillo. „Auf in den Kampf“ – die Arie deutet schon an, was folgt: Während Escamillo in der Arena mit einem Stier kämpft, bringt Don José Carmen vor der Arena um.

In der Inszenierung der Oper im Rahmen der Bregenzer Festspiele 2018 auf der einzigartigen Seebühne wurde Carmen übrigens nicht erstochen, sondern im See ertränkt. Das spektakuläre Bühnenbild mit den übergroßen Händen und durch die Luft wirbelnden Spielkarten greift den Schicksalsmoment auf, in dem Carmen sich die Karten legt, die ihr den Tod voraussagen. /sis

Viel Wohlwollen, einige Auszeichnungen, aber kein Erfolg

Viel Wohlwollen, einige Auszeichnungen, aber kein Erfolg
Der Schöpfer von “Carmen”: George Bizet (1838-1875)

Wer die ersten Takte der Arie „L’amour est un oiseau rebelle“ hört, sieht sofort die rassige Spanierin vor sich, die George Bizet in seiner Oper Carmen zum Leben erweckt hat. Keine andere Arie der Operngeschichte dürfte den gleichen Bekanntheitsgrad genießen wie die „Habanera“. Weiterlesen

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