Ungemein spannend und unterhaltsam

Kritik zum Tatort Münster „Limbus“
ARD/WDR Tatort “Limbus”: Silke Haller (Christine Urspruch, links), Staatsanwältin Wilhelmine Klemm (Mechthild Großmann, 2.v.l.) und Frank Thiel (Axel Prahl, 2.v.r.) verlassen das Restaurant und verabschieden Professor Karl-Friedrich Boerne (Jan Josef Liefers, rechts), der einen dreimonatigen Urlaub nimmt. Seiner Urlaubsvertretung soll Silke Haller die Wohnungsschlüssel von Boerne übergeben. (WDR/Bavaria Fiction GmbH/Martin Valentin Menke)
 Boerne (Jan Josef Liefers, rechts) versucht, zu Silke Haller (Christine Urspruch, links) durchzudringen, die ihn aber nicht sehen kann.
(Foto: WDR/Bavaria Fiction GmbH/Martin Valentin Menke)

Das ist schon ein ganz besonderer Tatort aus Münster. Professor Karl-Friedrich Boerne (Jan Josef Liefers) landet nach einen Autounfall in der Vorhölle (Limbus), büxt aber immer wieder aus, um Kommissar Frank Thiel (Axel Prahl) und seiner Mitarbeiterin Silke „Alberich“ Haller (Christine Urspruch) bei den Ermittlungen über die Ursache des Unfalls auf die richtige Spur zu bringen. Dabei wird er immer wieder vom Wärter der Vorhölle, der – oh Wunder – genauso aussieht wie Thiel, aber penetrant bürokratisch agiert und überhaupt keinen Spaß versteht, eingefangen und zurückgebracht. Interessanterweise hat die Vorhölle einen Ausgang mitten in Münster! Das klingt auf den ersten Blick nach viel Klamauk und tatsächlich stört Boerne „den natürlichen Lauf der Dinge“ als Geist genauso nervig wie sonst auch. Der Kern und der Ablauf der Geschichte von Magnus Vattrodt, grandios umgesetzt von Max Zähle, sind aber höchst interessant und ungemein spannend.

Boerne ist eigentlich auf dem Weg in einen längeren Urlaub, um ein Buch über den Tod zu schreiben, als ihn sein Vertreter Dr. Jens Jacoby (Hans Löw), der sich rasch als gemeiner Hochstapler entpuppt, auf offener Straße mit einer Insulin-Spritze fahruntüchtig macht und dadurch den Unfall verursacht. Thiels Bauchgefühl, dass an dem Unfall etwas nicht stimmt, wovon Staatsanwältin Wilhelmine Klemm (Mechthild Großmann) natürlich erst einmal nichts wissen will, und Alberichs Gespür für die Anwesenheit von Boernes Geist führen letztlich zu Boernes Rettung in letzter Minute. Dazwischen wird der arme Professor immer wieder mit der Vorhölle konfrontiert, einer typisch deutschen Version mit Formularen für jede Eventualität inklusive Widerspruch, in der man ganz ordentlich eine Nummer ziehen und dann geduldig bis ewig warten muss, bis man an der Reihe ist. In der Vorhölle hat auch Nadeshda Krusenstern (Friederike Kempter) ihren letzten Auftritt. Sie begegnet Boerne ein letztes Mal, ehe es für sie „nach oben“ geht, während der Professor etwas später 229 Etagen nach unten geschickt wird.

Auch wenn man anfänglich der Vorhöllen-Geschichte etwas skeptisch gegenüberstehen mag, im Verlauf der Ereignisse wird eine ungeheure Spannung aufgebaut, der man sich kaum entziehen kann. Dazu die wie immer grandiosen Sprüche, das großartige Zusammenspiel des Münsteraner Teams, das herzige letzte Zusammentreffen mit Nadeshda und Boernes Widerwille, sich mit seinen charakterlichen Schwächen auseinanderzusetzen, machen den Tatort „Limbus“ außergewöhnlich unterhaltsam. Bitte mehr davon! /sis

 Boerne (Jan Josef Liefers, rechts) findet sich im Limbus – der Vorhölle – wieder. Der Herr, der hier das Sagen hat, sieht Kommissar Frank Thiel (Axel Prahl) zum Verwechseln ähnlich, ist aber ein Bürokrat, wie er im Buche steht. (Foto: WDR/Bavaria Fiction GmbH/Martin Valtentin Menke)

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