Horrorthriller statt Krimi

Kritik zum Tatort Dresden Parasomnia
ARD/MDR Tatort “Parasomnia”: Die Ermittlerinnen Leonie Winkler (Cornelia Gröschel, li.) und Karin Gorniak (Karin Hanczewski) finden die Tatwaffe, an der das Blut von mehr als einer Personen haftet. (Foto: MDR/MadeFor/Daniela Incoronato)
Talia (Hannah Schiller, re.) fürchtet sich im Dunkel und hat deshalb immer eine Taschenlampe um den Hals hängen. (Foto: MDR/MadeFor/Daniela Incoronato)

Unter Parasomnie versteht man eigentlich verschiedene Schlafstörungen. Dazu gehören Schlafwandeln, Albträume und der sogenannte Schlafterror, auch Nachtangst genannt. Dahinter versteckt sich das aus Horrorfilmen bekannte Bild: Ein Mensch sitzt kerzengerade im Bett, schreit, ist völlig von der Rolle und lässt sich kaum beruhigen. Die Hauptfigur des neuen Dresdener Tatorts mit dem Titel „Parasomnia“ litt an einer Mischung aus tief verwurzelten Schuldgefühlen in Verbindung mit Nachtangst, sie sah ihre Gespenster aber nicht nur in der Nacht, sondern selbst am helligten Tag in der Schule zum Beispiel. Und so war denn auch die Geschichte ziemlich unwirklich und zielte lediglich auf den Gruselfaktor der Nachtangst ab. Talia (Hannah Schiller) und ihr Vater Ben (Wanja Mues) kämpfen mit dem Unfalltod der Mutter, jeder der beiden hält sich für schuldig. Während Ben seine Schuld in seinen dämonischen Bildern verarbeitet, beginnt Tochter Talia eine tote Frau zu sehen, nachdem sie direkt beim Einzug in ihr altes, halb verfallenes Haus einen Mörder überrascht hat. Seit dem Tod der Mutter hat sie sich angewöhnt, Unangenehmes zu verdrängen. Und so kann sie den Kommissarinnen Karin Gorniak (Karin Hanczewski) und Leonie Winkler (Cornelia Gröschel) nicht wirklich bei der Aufklärung des Mordes an dem unbekannten Mann helfen, der in einem leeren Zimmer des Hauses gefunden wird. Weil sich Talia aber durch die Ähnlichkeit mit ihrer Mutter zu Leonie Winkler hingezogen fühlt, offenbart sich das junge Mädchen nach und nach der Kommissarin und führt die Ermittler so zu einem Serienmörder aus DDR-Zeiten.

Die Geschichte an sich hatte einiges an überraschenden Wendungen zu bieten, bezog die gesamte Spannung aber aus den Gruselszenen. Die „Untote“ trieb nicht nur in Talias Kopf ihr Unwesen, sondern spukte recht real durch das ohnehin gruselige Haus. Während die Kommissarinnen und ihr eigenwilliger Chef Peter Michael Schnabel (Martin Brambach) das Gruselhaus immer wieder verlassen konnten, ließ Drehbuchautor Erol Yestilkava die Zuschauer Talias Nachtangst miterleben. Die gesamte Geschichte drehte sich auch mehr um Talias Trauma durch den Tod ihrer Mutter und Leonie Winklers Versuche, sie zu beruhigen und zu ermutigen, sich ihren Ängsten zu stellen. Ermittlungen fanden eher am Rande statt und bezogen sich auch rasch nicht mehr auf den ursprünglichen Fall. Es ging nur noch um die Identifizierung der toten Frau, die Talia verfolgte und die die Ermittler mit mehr als unglaubwürdigen Mitteln letztlich zu weiteren im Garten verscharrten Leichen und dem Serienmörder führten. Alles in allem handelt es sich bei „Parasomnia“ um einen gut gemachten Horrorthriller, der aber einmal mehr so gar nichts mit einem spannenden Krimi gemein hat. Nicht jeder, der Spannung liebt, mag auch Horror! /sis

Kommissariatsleiter Peter Michael Schnabel (Martin Brambach, li) und Kollegen der Spurensicherung finden im Garten des Gruselhauses noch mehr Leichen. (Foto: MDR/MadeFor/Daniela Incoronato)

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