Ohne Spannung, aber dennoch unterhaltsam

Kritik zum Tatort Kiel „Borowski und das Haus am Meer“
ARD/NDR Tatort “Borowski und das Haus am Meer”: Fall gelöst: Borowski (Axel Milberg) und Mila Sahin (Almila Bagriacik) (Foto: NDR/Sandra Hoever)
Kinderpsychologin Karen Matthiesen (Ute Hannig) befragt Simon (Anton Peltier, mit Axel Milberg) (Foto: NDR/Sandra Hoever)

In und um Kiel haben allerlei gestörte Mitbürger Unterschlupf gefunden. Das jedenfalls könnte man meinen, schaut man sich die Kieler Tatorte mit Kommissar Klaus Borowski (Axel Milberg) an. Immer wieder bekommt er es mit Psychopathen der unterschiedlichsten Art zu tun, so auch in seinem neuesten Fall „Borowski und das Haus am Meer“. Jeder der Beteiligten hatte sein Päckchen Wahnsinn zu tragen: Großvater und Mordopfer Heinrich (Reiner Schöne) leidet an Alzheimer, ist aggressiv und möchte mit seinem Sohn Johann (Martin Lindow) und dessen Frau Nadja (Tatiana Nekrasov) nichts zu tun haben. Johann ist Pastor, als solcher aber recht eigensinnig in seiner Interpretation von Nächstenliebe, seine Frau Nadja erträgt geduldig seine Macken. Einzig Enkel Simon (Anton Peltier) hat einen Draht zu Opa Heinrich. Er bekommt mit, wie sich Johann und Heinrich streiten und der Großvater schließlich in einem Bachbett landet und nicht mehr aufsteht. Simon läuft weg, direkt vor das Auto von Borowski und dessen Assistentin Mila Sahin (Almila Bagriacik), erzählt von einem Hund, der den Großvater angegriffen und einem Indianer, der ihn beschützt hat. Am nächsten Morgen wird Großvater Heinrich tot an der Seite eines Hundeskeletts oberflächlich am Strand vergraben aufgefunden. Zu den Verdächtigen zählen außer Johann und seiner Familie auch die ehemalige dänische Lebensgefährtin von Heinrich, deren Tochter und ein von Heinrich und seinen rigiden Erziehungsmethoden misshandelter und seither stummer und behinderter Indianer.

Drehbuchautor und Regisseur Niki Stein hat den an sich guten Kriminalfall überfrachtet mit all den kranken Ansichten seiner Figuren, die von massiv übertriebener, religiös verwurzelter Vergebung bis hin zu fanatischer Ablehnung aller Nazinachkommen reichten. Mittendrin ein traumatisiertes Kind, Borowski mit seinen zum Teil recht eigenwilligen Verhörmethoden und schließlich eine Assistentin, die über den Status einer ungeordneten Hilfsarbeiterin nicht hinauskam. Spannung kam bei so vielen menschlichen Abgründen natürlich keine auf, kurzweilig war der Tatort aber dennoch, nicht zuletzt wegen des wie immer großartigen Axel Milberg. Bleibt nur noch anzumerken, dass Almila Bagriacik ihre Vorgängerin Sibel Kekilli auch in dieser Folge noch nicht vergessen machen konnte. Aber was nicht ist, kann ja noch werden! /sis

Mila Sahin (Almila Bagriacik), Borowski (Axel Milberg) mit Pastor Flemming (Martin Lindow) (Foto: NDR/Sandra Hoever)

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