Kritik zum Tatort Münster „Väterchen Frost“


Das war sicher nicht der beste Tatort aus Münster, obwohl auch diesmal das beste aller Autorenteams – nämlich Jan Hinter und Stephan Cantz – für das Drehbuch verantwortlich zeichnen. Woran lag es? Die Geschichte an sich war gut, keine Frage. Spannung fehlte aber ganz, auch wenn Frank Thiel (Axel Prahl) und Professor Karl-Friedrich Boerne (Jan Josef Liefers) in Hochform waren. Ursache für die Schwäche war wohl die Tatsache, dass Thiel und Boerne genauso wie Staatsanwältin Klemm (Mechthild Großmann), Boernes Assistentin Silke Haller (ChrisTine Urspruch) und Herbert Thiel (Claus D. Clausnitzer) allesamt eher eine untergeordnete Nebenrolle spielten. Die wahre Heldin der Geschichte war Nadeshda Krusenstern (Friederike Kempter). Das ist an sich natürlich durchaus in Ordnung, doch genau hier begingen die Autoren den Fehler, die romantische Schwärmerei zwischen Nadeshda und ihrem Entführer Artjom Sascha (Alexander Gersak) viel zu früh beginnen zu lassen. Das nahm dem Fall die Dynamik, dem Zuschauer das Mitfiebern um die entführte Kommissarin und dann recht rasch auch noch den Spaß am Mitraten. Viel zu schnell waren die Hintergründe um den eigentlichen Killer Jörn Weig (großartiger David Bennent) und die Juwelierin Frau Lang (Heike Trinker) zu erahnen. Wenig überzeugend war dann auch noch der wegen Grippewelle unterbrochene Prozess, wobei die Grippewelle fortan in der gesamten Geschichte nicht mehr vorkam. So überschwänglich eingeführt, hätte man mehr aus diesem Umstand erwartet.
Wie immer beim Münsteraner Tatort waren einige Pointen gut gesetzt, das Zusammenspiel zwischen Thiel und Boerne wirkte perfekt, auch wenn von den sonst üblichen Kappeleien diesmal kaum etwas zu spüren war. Weihnachtsharmonie? Vielleicht! Aber gewiss nicht nötig! /sis
