Menschliche Grausamkeit in Worte gefasst

Rezension Sebastian Fitzek „Der Insasse“

Wer ein Buch von Sebastian Fitzek in die Hand nimmt, weiß, dass er mit vielen Überraschungen rechnen muss. So auch in seinem Thriller “Der Insasse”, der einen Vater unter falscher Identität in eine geschlossene psychiatrische Anstalt führt, um dem vermeintlichen Mörder seines fünfjährigen Sohnes Max dessen Schicksal zu entlocken.

In der Anstalt trifft der Leser auf zahlreiche merkwürdige Gestalten, nicht nur völlig irre Insassen, sondern auch korrupte Ärzte, hörige Pfleger und eine undurchschaubare Leiterin. Alle menschlichen Schwächen sind hier vertreten. Als Leser überkommt einem gelegentlich das Gefühl, all das Ekelhafte, das Fitzek in genüsslicher Ausführlichkeit beschreibt, eigentlich gar nicht lesen zu wollen. Doch die Neugierde überwiegt, ob es dem Protagonisten Till Berkhoff trotz aller Widrigkeiten nicht doch noch gelingt, den bis ins Mark absonderlichen, mehrfachen Kindermörder Guido Tramnitz, der natürlich selbst eine grausame Kindheit durchlebt hat, dazu zu bringen, den Mord an Max zu gestehen und den Ort, wo er die Leiche des Jungen versteckt hat, zu verraten. Denn Till und seine Frau Ricarda brauchen Gewissheit, müssen Abschied nehmen von ihrem Kind. Nur erlebt der Leser eine überraschende Wendung und am Ende ist rein gar nichts so wie es scheint.

Auch wenn der Schluss des Buches, der alles auf den Kopf stellt, dem Leser schon einiges an Fantasie abverlangt, weil er nicht unbedingt nachvollziehbar scheint, so ist dem Autor eine atemberaubende Geschichte gelungen, die die tiefsten Niederungen menschlicher Grausamkeit in Worte fasst. Die Geschichte macht betroffen und wirkt mitunter abstoßend, fesselt den Leser aber dennoch bis zur letzten Seite. /sis

Biographische Angaben:
Sebastian Fitzek: Der Insasse, Knaur Taschenbuch, 2020, 365 Seiten, ISBN 978-3-426-51944-8

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