Wieder in der Spur

Kritik zum Polizeiruf 110 „Der Tag wird kommen“
ARD/NDR Polizeiruf 110 “Der Tag wird kommen”: Sascha Bukows (Charly Hübner) Vater ist tot. Katrin König (Anneke Kim Sarnau) versucht ihn zu trösten. (Foto: NDR/Christine Schroeder)
Haben die Flemmings etwas mit Nadjas Tod zu tun? (v.l n.r. Charly Hübner, Anneke Kim Sarnau, Teo Centoal, Helgi Schmid, Victoria Schulz) (Foto: NDR/Christine Schroeder)

Man hatte sich schon ernsthafte Sorgen gemacht, um LKA-Kommissarin Katrin König (Anneke Kim Sarnau) und ihren Kollegen Alexander Bukow (Charly Hübner) von der Kripo Rostock. Schließlich nahmen sie ihren Auftrag, für Recht und Gesetz zu arbeiten, in den letzten Folgen des Polizeiruf 110 aus Rostock nicht mehr ganz so ernst, fälschten gar Beweise, um einen verdächtigen Sexualstraftäter hinter Gitter zu bringen. Und das, obwohl ihre Personalakte zu diesem Zeitpunkt bereits nicht mehr so makellos war. Eigentlich hätte man beide längst vom Dienst suspendieren müssen. Doch jetzt wollen sie lieber wieder „in der Spur“ bleiben, wie Katrin König explizit in ihrem neuen Fall „Der Tag wird kommen“ betonte. Ursache für den Sinneswandel waren offensichtlich die endlosen Gewissensbisse, die König quälten, das schlechte Gewissen gipfelte in Schlaflosigkeit und Wahnvorstellungen, die sie aber nicht davon abhielten, nach dem wahren Schuldigen für den Mord an einer jungen Frau zu suchen. Bukow und Volker Thiesler (Josef Heynert) konzentrierten sich derweil auf zwei Schlägertypen, die kurz vor dem Mord an Nadja Flemming Katrin König zusammengeschlagen hatten und Kollege Anton Pöschel (Andreas Guenther) machte sich gleich ganz selbstständig und jagte hinter einem Drogendealer her, mit dem Bukows Vater Veith (Klaus Manchen) ein letztes großes Geschäft machen wollte. Vier Erzählstränge, die auf den ersten Blick nichts mit einander zu tun hatten, bis klar wurde, dass hinter den merkwürdigen Ereignissen ein perfider Racheplan von Guido Wachs (Peter Trabner) stand, jener Verdächtige, den Bukow und König mit manipulierten Beweisen ins Gefängnis gebracht hatten. Jetzt drehte Guido Wachs den Spieß um und versuchte mit Hilfe eines ehemaligen Zellengenossens nicht nur Katrin König in den Wahnsinn zu treiben, sondern er ließ auch Bukows Vater kaltblütig ermorden.

Florian Oeller schrieb die ungemein packende und geschickt zusammengefügte Story, Eoin Moore setzte sie spannend und mit viel Gefühl in Szene. Dafür standen ihnen ein hervorragendes Schauspieler-Ensemble zur Verfügung, allen voran Charly Hübner, derzeit wohl der beste deutsche Schauspieler überhaupt. Anneke Kim Sarnaus Mienenspiel hingegen war streckenweisen etwas zu dick aufgetragen, auch wenn beginnender Wahnsinn jeder Schauspielerin einiges an Emotionen abverlangt. Ohne Zweifel aber war dieser Polizeiruf aus Rostock einer der besten, die es je in dieser Reihe gegeben hat. Davon könnte sich so manch andere Krimireihe eine ganz dicke Scheibe abschneiden. /sis

Überragend gut: Charly Hübner in der Rolle des Alexander Bukow. (Foto: NDR/Christine Schroeder)

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