Stasiauflauf in Köln

Kritik zum Tatort aus Köln “Der Tod der anderen”
ARD/WDR Tatort “Der Tod der anderen”: Wo steckt Jütte? Die Kommissare Max Ballauf (Klaus J. Behrendt, r) und Freddy Schenk (Dietmar Bär) streiten darüber, was zu tun ist, um ihren verschwundenen Kollegen zu finden. (Foto: WDR/Thomas Kost)
Bettina Mai (Ulrike Krumbiegel, l) steht unter Mordverdacht. Sie erpresst Kommissar Freddy Schenk (Dietmar Bär) – er soll beweisen, dass sie nicht schuldig ist. (Foto: WDR/Thomas Kost)

Etwas zwiespältig fällt die Resonanz auf den neuesten Tatort aus Köln mit dem Titel „Der Tod der anderen“ aus. Langatmig und doch kurzweilig präsentierte sich die Geschichte von Drehbuchautor Wolfgang Stauch, die den Zuschauer weit zurück in die deutsch-deutsche Geschichte führte, als Stasi-Mitarbeiter und Westeinkäufer sich noch richtig gut verstanden. Die Messe Leipzig und das so gar nicht sozialistische Gebaren der Ost- und Westbekanntschaften rund um das Messegeschehen standen schon zu häufig im Mittelpunkt einer Filmgeschichte, als dass sie noch groß zu begeistern wüssten. Etwas unglaubwürdig kam die massenhafte Ansammlung ehemaliger Stasi-Spitzel und ihrer westlichen Helfershelfer an einem Ort dann schon daher.

Die einst hohe IM Februar Bettina Mai (Ulrike Krumbiegel), Ost-Opfer Kathrin Kampe (Eva Weißenborn), der ehemalige West-Einkäufer Peter Wagner (Bernhard Schütz), Wendegewinnler Frank Heldt (Rolf Kanies) und Parteifreund Matteo Schneider (Moritz Führmann) versammeln sich in einem Kölner Hotel, um eine längst vergessene Fehde aus den guten alten Messetagen auszutragen. Kathrin Kampe inszeniert ihren Tod als grausamen Mord und zwingt so die Kommissare Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Freddy Schenk (Dietmar Bär) zu ermitteln. Kampe hat den Ermittlern eindeutige Hinweise auf Hotelinhaberin Bettina Mai hinterlassen. Die aber denkt gar nicht daran, sich von Assistent Norbert Jütte (Roland Riebeling) verhaften zu lassen, entführt den völlig hilflosen Jütte kurzerhand und zwingt damit Freddy Schenk mit ihr zusammen nach dem wahren Mörder im Umfeld von Peter Wagner zu suchen, der sich gerade anschickt Wirtschaftsminister von Nordrhein-Westfalen zu werden. Ballauf, plötzlich auf sich allein gestellt, bekommt unerwartete Hilfe von der Spurensicherung, Natalie Förster (Tinka Fürst) steht ihm zur Seite bei der Suche nach Schenk und Jütte und der Stasivergangenheit von Bettina Mai.

Die Geschichte zog sich ziemlich in die Länge, wusste dann aber durch Jüttes Entführung und Freddys Alleingang doch zu überzeugen. Nur standen die Kommissare am Ende wieder einmal mit leeren Händen da. Es gab keinen Mord, dementsprechend auch keinen Mörder. Lediglich die beiden Entführungen und in diesem Zusammenhang einige Körperverletzungsdelikte lieferten strafrechtliche Relevanz. Und so blieb denn auch die Frage offen, was Bettina Mai für ihren nicht gerade zimperlichen Auftritt zu erwarten hat. Für ihre Vergehen aus Stasi-Zeiten konnten weder sie noch die anderen Akteure rund um Peter Wagner belangt werden, sie waren längst verjährt. Offen blieb auch die Frage nach Jüttes Wohlergehen, er wurde nach mehreren Tagen eingesperrt in einem Keller ohne Wasser und Essen ins Krankenhaus gebracht. Ob er nach dieser bitterbösen Erfahrung noch einmal auf seinen Assistentenposten bei der Kripo Köln zurückkehren wird, ist fraglich. Vielleicht wird er ja von der sympathischen Natalie Förster abgelöst, die eine wirklich gute Figur an Ballaufs Seite abgab. Man würde es sich wünschen, könnte sie doch frischen Wind in die Kölner Alt-Herren-Riege bringen. /sis

War es Mord oder Selbstmord? Kommissar Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) und seine Kollegin, die KTUlerin Natalie Förster (Tinka Fürst, rechts) stellen die Situation nach, in der Kathrin Kampe in ihrem Hotelzimmer zu Tode gekommen ist. (Foto: WDR/Thomas Kost)

 

Kommissare Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Freddy Schenk (Dietmar Bär, r.) im Tatort “Gefangen” (Foto: WDR/Thomas Kost

Auch der vorige Kölner Tatort mit dem Titel “Gefangen” wusste zu überzeugen.

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