Eine wahre Freude für echte Krimifans

Kritik zum Tatort Köln „Gefangen“
ARD/WDR Tatort “Gefangen”: Die Kommissare Max Ballauf (Klaus J. Behrendt, rechts) und Freddy Schenk (Dietmar Bär) an der Wurstbraterei, neben der Hohenzollernbrücke mit dem Kölner Dom im Hintergrund. (Foto: WDR/Thomas Kost)
Max Ballauf ist im Dienst, aber nicht richtig da. Er wendet sich ab, während Rechtsmediziner Dr. Joseph Roth (Joe Bausch) und Freddy Schenk die Leiche von Professor Krüger (Thomas Fehlen) untersuchen. (Foto: WDR/Thomas Kost)

Mit einem überraschenden Ende wusste der neue Tatort aus Köln mit dem Titel „Gefangen“ zu überzeugen. Schien der Fall am Anfang recht durchschaubar, verstand es Drehbuchautor Christoph Wortberg die Zuschauer geschickt in die Irre zu führen und die wahre Täterin erst durch eine Eingebung von Kommissar Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) zu überführen. Weniger gelungen war dagegen die Darstellung von Ballaufs Trauma. Ballauf hatte im Fall „Kaputt“ im Einsatz die Kollegin Melanie Sommer (Anna Brüggemann) erschossen. Nun plagen ihn Albträume und Schuldgefühle. Im neuen Fall „Gefangen“ taucht die tote Melanie immer wieder vor Ballaufs Augen auf und beeinträchtigt seine Arbeit und sein Verhältnis zu seinen Kollegen. Freddy Schenks (Dietmar Bär), Norbert Jüttes (Roland Riebeling) und Psychotherapeutin Lydia Rosenbergs (Juliane Köhler) Bemühungen, Ballauf zu helfen, weist der schroff zurück. Im Laufe des Geschehens aber treten die Erscheinungen der toten Melanie immer mehr in den Hintergrund, Ballauf konzentriert sich auf den Fall und die darin verwickelte Julia Frey (Frida-Lovisa Hamann). Julia sitzt in der geschlossenen Abteilung einer psychiatrischen Klinik, zu Unrecht, wie Ballauf herausfindet. Während Freddy Schenk den wahren Täter in Rechtsanwalt Florian Weiss (Andreas Döhler), Julias Schwager, gefunden haben will, erkennt Ballauf Julias geschickte Manipulation. Damit war dann aber nicht nur der Fall gelöst, sondern auch gleich Ballaufs Trauma – wenig glaubwürdig zwar, aber dennoch fesselnd erzählt.

Überzeugen konnte nicht nur die geschickt konstruierte Geschichte, eine wahre Freude für echte Krimifans, sondern auch die durchaus denkbare Konstellation, als Gesunder in der Psychiatrie gefangen zu sein, weil ein Arzt oder irgendjemand sonst das aus irgendeinem Grund so will. Dieser Tatort wusste nicht nur gut zu unterhalten, sondern schickte seine Zuschauer auch mit dem unguten Gefühl in die Nacht, dass womöglich viele Opfer solch perfider Intrigen ihre Leben in geschlossenen psychiatrischen Abteilungen verbringen. /sis

Bei Übungen im Schießstand erleidet Max Ballauf einen Zusammenbruch. Sein Trauma lässt ihn nicht los, Freddy Schenk will ihm helfen. (Foto: WDR/Thomas Kost)

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