Spannung durch brutale Grausamkeiten

Kritik zum Polizeiruf 110 aus Magdeburg „Der Verurteilte“
ARD/MDR Polizeiruf 110 “Der Verurteilte”: Hauptkommissarin Doreen Brasch (Claudia Michelsen) schickt auf eigene Faust eine Suchmannschaft los. Sie sollen ein Waldstück nach den Leichen von zwei verschwundenen Frauen suchen. (Foto: MDR/filmpool fiction/Stefan Erhard)
Wegner (Sascha Gerssak) will Brasch (Claudia Michelsen) zeigen, wo er die Leichen der beiden vermissten Frauen angeblich vergraben hat. (Foto: MDR/filmpool fiction/Stefan Erhard)

Das war schon ein spannender Polizeiruf 110 aus Magdeburg. Die Spannung resultierte aber nicht aus der eigentlichen Geschichte, sondern einzig aus der brutalen Misshandlung von Kommissarin Doreen Brasch (Claudia Michelsen) durch den bereits wegen diverser Straftaten aufgefallenen, geistig eingeschränkten und äußerst aggressiven Gärtner Markus Wegner (Sascha Alexander Gersak). Mit Hilfe seiner ebenfalls geistig zurückgebliebenen Frau Annegret (Laura Tonke) lockt er Brasch in eine Falle und rächt sich mit grausamer Wut für die Ermittlungen gegen ihn.

Brasch sucht eine junge Frau, die nach einem Blind Date verschwunden ist. Sie findet eine erste Spur im Haus einer kürzlich verstorbenen Patientin der vermissten Altenpflegerin. Wegner hat auf dem Hof der Verstorbenen eine Scheune angemietet. Als Brasch ihn befragen will, verweigert er jede Mitarbeit. Bei der anschließenden Vernehmung aber gibt er unvermittelt zu, die Vermisste und eine weitere Frau getötet zu haben. Der Ehemann der zweiten Getöteten sitzt seit Jahren dafür im Gefängnis. Brasch hält Wegner für schuldig und stellt sich damit gegen ihren Chef Kriminalrat Uwe Lemp (Felix Vörtler) und Staatsanwalt Dellow (Jan-Peter Kampwirth). Denn bevor Gericht und Staatsanwalt einen Justizirrtum zugeben, friert bekanntlich die Hölle zu. Brasch aber lässt sich nicht einschüchtern und sucht trotz Suspendierung nach der Wahrheit. Dabei bietet sie Wegners Frau Hilfe an, wenn sie gegen ihren Mann aussagt. Das bringt Brasch schließlich in die Fänge des psychopathischen Ehepaares, die beide an den Tötungsdelikten beteiligt waren. Sie halten Brasch in einem Keller mit einer langen Leine um den Hals gefangen und misshandeln sie mit Faustschlägen, Fußtritten, grausamen Fesselspielen und einem Messerstich in den Rücken. Schließlich kommt bei Wegners Ehefrau doch so etwas wie Mitleid auf und sie verhilft Brasch zur Flucht.

Der Polizeiruf mit dem Titel „Der Verurteilte“ aus der Feder von Jan Braren erinnert an den grausamen Kriminalfall in Höxter, bei dem ein Ehepaar auch Frauen zu sich nach Hause lockte, sie misshandelte und tötete. Am Ende bleibt die Frage nach dem „Warum“. Was ist die Ursache für so viel Brutalität? Und der Film wirft eine weitere Frage auf, nämlich die nach den Unschuldigen, die für Taten im Gefängnis sitzen, die sie nicht begangen haben und die hartnäckige Weigerung der Justiz, sich einen Irrtum einzugestehen. Beides ist nur schwer zu ertragen, genau wie die im Film so drastisch vorgeführte Unmenschlichkeit! Weniger brutal hätte sicher auch gereicht. /sis

Brasch (Claudia Michelsen) gelingt schwer verletzt die Flucht aus den Fängen des psychopathischen Ehepaares. (Foto: MDR/filmpool fiction/Stefan Erhard)

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