Münster war schon besser!

Kritik zum Tatort Münster „Es lebe der König!“
ARD/WDR Tatort “Es lebe der König!” Eine Leiche in Ritterrüstung, das sahen selbst Karl-Friedrich Boerne (Jan Josef Liefers, links) , Silke Haller (ChrisTine Urspruch) und Kommissar Frank Thiel (Axel Prahl) noch nie auf einem Seziertisch. (Foto: WDR/Thomas Kost)
Das lässt Boerne sich natürlich nicht entgehen: Silke Haller (ChrisTine Urspruch) hilft ihm dabei, die Ritterrüstung anzulegen. (Foto: WDR/Thomas Kost)

Der Tatort Münster ist immer mit viel Humor gespickt, das kennt und mag der Zuschauer. Dennoch ließen Kommissar Frank Thiel (Axel Prahl) und Pathologe Professor Karl-Friedrich Boerne (Jan Josef Liefers) bisher nie die nötige Ernsthaftigkeit bei der Arbeit und vor allem auch den Respekt vor den Opfern vermissen. Im neuesten Tatort „Es lebe der König!“ aus der Feder von Benjamin Hessler allerdings ging es nur noch um Klamauk, teils wirklich recht lustig, teils aber auch einfach nur flach. Thiels Äußeres war schon immer eher leger, jetzt aber kam er nicht nur mit ausgeleierter Kleidung, sondern auch mit wucherndem Bart und ungeschnittenen Haaren daher, kein Anblick, der seine Zeugen und Verdächtigen großartig beeindruckt hätte, eher im Gegenteil. Boerne hingegen zeigte sich wie immer geschniegelt und gebügelt, aber eben doch mehr als sonst zu Übertreibungen aufgelegt. Übertrieben gebärdete sich auch Staatsanwältin Wilhelmine Klemm (Mechthild Großmann), die ihren Kollegen Lutz Söltenfuss (Christian Hockenbrink) wegen seiner offensichtlichen Abneigung gegen Zigarettenrauch gerne als Komplizen der verdächtigen Familie Radtke und des Drogenbarons Hugo Draak (Paul Faßnacht) gesehen hätte. Eigentlich fehlte es der gesamten Geschichte an Tiefgang: Der Kirmeskönig Radtke erpresst sich eine altehrwürdige Burg und will dort mit seiner Familie künftig Mittelalterspiele abhalten. Doch dann wird er in seiner Ritterrüstung im Burggraben tot aufgefunden. Natürlich kann Boerne nicht umhin, die Rüstung selbst anzuprobieren – natürlich nur um zu beweisen, dass Ritter Radtke beim Ankleiden einen Helfer gehabt haben muss. Ansonsten aber deutet alles auf Tod durch Ertrinken hin. Da sich Staatanwalt Söltenfuss auffällig für den Fall interessiert und auch noch ein gesuchter Drogenboss involviert zu sein scheint, nehmen Thiel und Boerne die Familie des Toten genauer unter die Lupe. Die Ermittlungen gipfeln in einer doch eher lächerlichen Observation der Burg samt Festgästem durch das gesamte Team inklusive Staatsanwältin und Silke „Alberich“ Haller (Christine Urspruch). Bei so viel Klamauk konnten auch der überraschende Ausgang mit Verwicklung des LKA und die unerwartete Enttarnung des Mörders, dessen Motiv obendrein nur Mitleid war, die Story nicht mehr retten.

Nicht spannende Verwicklungen standen im Mittelpunkt, sondern Boernes Hang zur Besserwisserei, Frau Klemms Abneigung gegenüber Nichtrauchern und die unumstößliche Grundgesetztreue von Thiels neuem Assistenten Mirko Schrader (Björn Meyer), der mit seinen großspurigen Staatsrechtskenntnissen die Ermittlungen eher bremst als sie voranbringt. Man hätte sich eine junge, dynamische Assistentin für Thiel gewünscht, die dem alternden Kommissar etwas mehr Schwung verleiht, statt seine Bemühungen zusätzlich abzuwürgen. Dazu reicht schon Boerne. Noch ein Besserwisser wäre nicht nötig gewesen, auch wenn er guten Kaffee kochen kann. /sis

Gespräch in der Mittagspause – mit Blick über Münster: Staatsanwalt Lutz Söltenfuss (Christian Hockenbrink) mit seiner Kollegin Wilhelmine Klemm (Mechthild Grossmann). (Foto: WDR/Thomas Kost)

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