Kommissare auf Irrwegen

Kommissare auf Irrwegen
Kritik zum Tatort aus Dresden „Nemesis“
ARD/MDR Tatort “Nemesis”: Auf der Suche nach Nazarians Kreditkarte findet die Barkeeperin Lissy (Dena Abay) den ermordeten Joachim Benda in dessen Büro. Foto: MDR/W&B Television/Daniela Incoronato.
Karin Gorniak (Karin Hanczewski) und Leonie Winkler (Cornelia Gröschel) haben den entscheidenden Beweis gefunden und sind auf dem Weg, um den Täter zu verhaften. Foto: MDR/W&B Television/Daniela Incoronato.

„Nemesis“ hieß der erste neue Tatort nach der Sommerpause mit dem ebenfalls noch neuen Dresdener Ermittlerduo Oberkommissarin Karin Gorniak (Karin Hanczweski) und Oberkommissarin Leonie Winkler (Cornelia Gröschel). Und der Titel war Programm, denn die Gattin des Mordopfers, Katharina Benda (Britta Hammelstein), entpuppte sich als wahre „Rachegöttin“. Nur leider verwies eben dieser Titel auch schon von Anfang an auf die Hintergründe der Tat und das nahm der Geschichte aus der Feder der Drehbuchautoren Mark Monheim und Stephan Wagner, der zugleich Regie führte, viel der möglichen Spannung. Und so zogen sich die Ermittlungen doch etwas in die Länge, die die Kommissarinnen erst einmal auf einen Irrweg ins Mafia-Milieu mit klassischer Schutzgelderpressung und Geldwäsche führten. Leider wurden in diesem Zusammenhang auch gleich wieder die alten Klischees von verdienten Polizisten bedient, die früher gerne einmal ein Auge zugedrückt haben. So soll Leonie Winklers Vater Otto Winkler (Uwe Preuß) eben solchen Geldwäschegeschäften einfach zugeschaut haben, was natürlich der Tochter überhaupt nicht schmecken wollte. Auch Kommissariatsleiter Peter Michael Schnabel (großartiger Martin Brambach) hatte mit „Befangenheit“ zu kämpfen, entpuppte er sich doch als guter Freund und Vertrauter des Opfers und dessen rachsüchtiger Ehefrau. Dass sowohl Leonie Winkler als auch Chef Schnabel von den Ermittlungen hätten ausgeschlossen werden müssen, sei nur am Rande erwähnt. Spätestens als die Ermittlungen nur noch in Richtung Ehefrau des Opfers und deren beiden Söhne Valentin (Caspar Hoffmann) und Viktor (Juri Sam Winkler) wiesen, wäre das Aus für Schnabel angezeigt gewesen. Doch er glaubte hartnäckig an die Unschuld seiner Freundin Katharina Benda und legte seinem Team einige Steine in den Weg, bis es beim dann endlich auch spannenden, wenn auch etwas übertriebenen Finale keinen Zweifel mehr an ihrer Schuld gab.

Nicht hinweg sehen kann man über die Tatsache, dass Oberkommissarin Gorniak an der Seite ihrer neuen Kollegin eigentlich nur noch die zweite Geige spielt, ja fast schon zur Nebenfigur degradiert wird. Schade, mit Leonie Winklers Vorgängerin Hennie Sieland (Alwara Höfels) gab es zwar gelegentliche Reibereien, aber sie arbeiteten doch zumindest auf Augenhöhe. Bleibt zu hoffen, dass sich in den nächsten Folgen aus Dresden das Niveau des neuen Ermittlerduos wieder angleicht. /sis

Leonie Winkler (Cornelia Gröschel) und Peter Schnabel (Martin Brambach) koordinieren die Einsatzkräfte am Einsatzort. Schnabel beschreibt der Feuerwehr die Lage. Foto: MDR/W&B Television/Daniela Incoronato
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