Witzig auf Teufel komm raus!

Witzig auf Teufel komm raus!
Kritik zum Tatort Weimar „Der letzte Schrey“
ARD/MDR Tatort “Der letzt Schrey”: Lupo (Arndt Schwering-Sohnrey) berichtet Lessing (Christian Ulmen) und Kira Dorn (Nora Tschirner), wer die Polizei verständigt hat. (Foto: MDR/Steffen Junghans)
Frau Dr. Seelenbinder (Ute Wieckhorst) erklärt Kira Dorn (Nora Tschirner), Lessing (Christian Ulmen) und Kurt Stich (Thorsten Merten) ihre ersten Erkenntnisse nach Inspektion der Leiche. (Foto: MDR/Steffen Junghans)

Wer sich einen Tatort aus Weimar mit den Kommissaren Lessing (Christian Ulmen) und Kira Dorn (Nora Tschirner) anschaut, weiß von vornherein, dass er eher eine locker-flockige Komödie zu sehen bekommt als einen spannenden Krimi. “Witzig auf Teufel komm raus” ist die Devise. Genauso war denn auch wieder der neueste Tatort aus Weimar mit dem Titel „Der letzte Schrey“ aus der Feder von Murmel Clausen unter der Regie von Mira Thiel. Wobei diesmal nicht unbedingt Lessing und Dorn die besten Witze von sich gaben, sie waren eigentlich nur Nebendarsteller und entspechend weniger komisch. Es sei denn, man findet Lessings Bad in der Jauchegrube besonders erquicklich. Die Hauptrollen spielten viel eher die beiden Entführer Freya (Sarah Viktoria Frick) und Zecke (Christoph Vantis), die mit dem IQ einer Ameise (wobei nicht die Ameise beleidigt werden soll) den Sohn von Marlies Schrey (Nina Petri) und Gerd Schrey (einfach großartiger Jörg Schüttauf) mit der Entführung seiner Eltern erpressen wollten. Erst erschlugen sie Marlies Schrey mit einem Fleischklopfer, kurz darauf musste auch Freya daran glauben. Zecke, plötzlich auf sich allein gestellt, überlebte seinen recht witzigen Drahtseilakt auf einer Hochspannungsleitung natürlich auch nicht. Übrig blieb der entführte Gerd Schrey, der sich mit gefesselten Füßen – eines Pinguins durchaus würdig – und der Million Lösegeld ungestört auf den Heimweg machen konnte. Opfer gerettet, Entführer tot, Fall gelöst. Jedenfalls fast. Denn Dorn und Lessing waren sich durchaus bewusst, dass Freya und Zecke die Entführung mit ihrer „geistigen Grundausstattung“ nie im Leben alleine hatten planen und durchführen können. Und sie wussten auch gleich, wo sie die Urheberin finden konnten: Da wo Gerd Schrey vor seinem Auftauchen bei der Polizei das Lösegeld versteckt hatte. Wieso Sohn Maik Schrey (Julius Nitschkoff), der einzige der in diesem ganzen Schlamassel von nichts eine Ahnung hatte, wissen konnte, wo sich sein Vater, das Lösegeld und die Anstifterin zur Entführung – zugleich Maiks Freundin – Doreen Grobe (Antonia Münchow) aufhielten, blieb eine der vielen offenen Fragen. Aber darum geht es beim Tatort Weimar in aller Regel auch nicht. Ungereimtheiten in der Story sind nicht so wichtig, es zählt nur Witz, mag er auch noch so gezwungen daherkommen. Wer es sich mit dieser Erwartungshaltung vor dem Fernseher bequem gemacht hatte, wurde nicht enttäuscht. /sis

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