Gendern: Geht es dabei wirklich um Geschlechtergerechtigkeit?

Gendern: Geht es dabei wirklich um Geschlechtergerechtigkeit?

Fünf Gründe, warum “Gendern” keine wirklich gute Idee ist

Foto: Pixabay/Peggy und Marco Lachmann-Anke

Über den Sinn und Unsinn von „Gendern“ wird in der Gesellschaft heftig gestritten. Für die einen ist die „geschlechtersensible“ Sprache Ausdruck der Gleichberechtigung. Die Befürworter pochen darauf, „Frauen in der Sprache sichtbar“ machen zu wollen. Für die anderen dagegen – und das ist eine übergroße Mehrheit von rund 70 Prozent der Bevölkerung –  ist die Sternchen(*)-Sprache die „Reduzierung der Frau auf ihr Geschlecht“, die der Gleichberechtigung rein gar nichts bringt. Zudem, so die Gegner, schließe Gendern außer dem weiblichen alle anderen Geschlechter kategorisch aus.

Das Unterbewusstsein ist schuld

Die Befürworter beziehen sich in ihrer Argumentation auf wissenschaftliche Experimente, wonach das Unterbewusstsein hinter dem generischen Maskulinum nicht etwa gleich viel Männlein und Weiblein vermutet, sondern regelmäßig vor dem geistigen Auge des Sprechers mehr Männer als Frauen auftauchen. Soll heißen, unser Unterbewusstes schließt Frauen aus, wenn von „die Lehrer“ oder „die Beamten“ die Rede ist.

Durch Gendersprache diskriminiert

Im Alltag hat sich vermutlich noch keine Frau durch die Sprache ausgeschlossen oder gar diskriminiert gefühlt. Bislang! Jetzt aber weisen die sprachlichen Verrenkungen der Frau explizit eine wie auch immer geartete „Sonderstellung“ zu. Wird sie nicht in der Sprache sichtbar gemacht, ist sie schlicht nicht vorhanden. Erst durch das Gendern wird ausdrücklich betont, dass es sie gibt, die Frau! Wer hätte das gedacht?

Das geistige Auge hat einen Knick

Nur, wo genau ist denn die geschlechterspezifische Unterscheidung zwischen „den Verbrauchern“ und „den Verbrauchenden“? Sieht wirklich jemand vor seinem geistigen Auge bei dem Wort „Studierende“ gleich viele männliche und weibliche Studenten? Wohl kaum. Und: Unserem Unterbewusstsein dürfte es herzlich egal sein, ob die Parität zwischen den Geschlechtern gewahrt ist, wenn in den Nachrichten beispielsweise davon die Rede ist, dass Studenten mehr Geld bekommen. Wer käme in diesem Zusammenhang auf die Idee, dass wieder mal nur die männlichen Studenten Geld bekommen, die weiblichen aber nicht?

Jeder macht es, wie er gerade möchte

Hinzu kommt die Tatsache, dass sich Genderbefürworter nicht auf eine einheitliche Darstellungsweise einigen können. Jeder schreibt, wie es ihm gerade am besten gefällt – mal mit Sternchen, mit Binde- oder Unterstrich, mit angehängtem großen oder kleinem i, ganz nach Belieben. Unsere armen Schüler! Und die gesprochene Sprache tut sich noch schwerer. Die Lücke klingt wie Schluckauf oder „Hicks“ und die Umschreibungsversuche arten nicht selten in verbalen Klimmzügen aus oder werden gar zur Lachnummer. Beispiel gefällig? Der Fiesling, die Fieslinge:innen. Und wie gut hörbar ist das Sternchen in der gesprochenen Sprache eigentlich? Wie lang muss der Knacklaut sein zwischen „Lehrer“ und „innen“, um ihn überhaupt mitzubekommen. Plötzlich sind alle Personen weiblich oder sie sind einfach „innen – und nicht außen“.

Noch schlimmer ist die grammatikalisch katastrophal falsche Verwendung des Partizips. Hier wird das Verb zum Substantiv in der Verlaufsform. Aus den Fußgängern werden die Zufußgehenden, aus den Bürgermeisterkandidaten die Bürgermeister*innenkandidierenden. Bürgermeister kandidieren gewiss bis zur Wahl, Fußgänger aber sind nicht pausenlos zu Fuß unterwegs. Sie machen gelegentlich eine Pause und in der sind sie eben nicht „gehend“! Also müsste man eigentlich von Zufußgehenden sprechen, die, wenn sie eine Pause machen, die Nichtzufußgehenden sind!

Sprache verändert sich – aber bitte von alleine!

Das beliebteste Argument der Genderbefürworter ist die natürliche Anpassung der Sprache an den Zeitgeist. Stimmt. Die gibt es, keine Frage. Und schon immer wurde darüber diskutiert, inwieweit Sprache durch äußere Einflüsse verändert werden darf. So wurde heftig über Anglizismen gestritten, die sich mit der Globalisierung in unserer Sprache breit gemacht haben. Aber: Englisch ist nun einmal Weltsprache und in einer vernetzten Welt unerlässliches Verständigungsmittel. Deshalb werden sich Fachbegriffe naturgemäß hartnäckig halten. Die meisten trendigen Formulierungen aber sind schon immer genauso schnell wieder verschwunden, wie sie aufgetaucht sind.

Es geht um Deutungshoheit

Durch Gendersprache werden bewusst Wortungetüme erzeugt, die kaum noch verständlich sind. Genau das aber muss Sprache sein: verständlich! Gendern ist zur Verständigung schlicht nicht nötig und sie ist auch nicht von selbst entstanden. Sie wird der durchaus zur Geschlechtergerechtigkeit bereiten Mehrheit von einer „woken“ (wieder so ein unsinniger Begriff) Minderheit regelrecht aufgezwungen. Und das ist der eigentliche Kern der Diskussion. Es geht gar nicht um Geschlechtergerechtigkeit, sondern um Deutungshoheit. Eine Minderheit versucht hartnäckig darüber zu bestimmen, wie die Mehrheit gefälligst zu sprechen, wie sie zu denken hat. Und das ist das eigentlich perfide an der Gendersprache, die nachgewiesenermaßen unser Unterbewusstsein zu beeinflussen sucht!

error: Content is protected !!