Borowski und die Psychopathen

Borowski und die Psychopathen
Aktuelle Kritik zum Tatort Kiel – Borowski und das Haus der Geister
Tatort “Borowski und das Haus der Geister”: Auch Kommissar Borowski (Axel Milberg) wird von seiner neuen Kollegin Mila Sahin (Almila Bagriacik) zum damaligen Fall befragt. (Foto: NDR/Christine Schroeder)

Auf eines kann man sich bei den Tatortfolgen aus Kiel mit Klaus Borowski (Axel Milberg) verlassen: Es geht immer spannend zu. Manchmal etwas mystisch angehaucht, manchmal mit psychopathischen Tätern, die rund um die Tatort-Stadt Kiel offenbar vermehrt ihr Unwesen treiben. Man denke nur an Folgen wie der „Stille Gast“, die nicht nur Borowskis damalige Mitarbeiterin Sarah Brandt (Sibell Kikelli) in Angst und Schrecken versetzte oder an „Taxi nach Leipzig“, in der Borowski gemeinsam mit Ermittlerkollegin Charlotte Lindholm (Maria Furtwängler) einen durchgeknallten Geiselnehmer zur Strecke brachte. Und auch in seinem neuesten Fall “Borowski und das Haus der Geister” muss sich der nordisch-kühle Ermittler wieder mit gespenstischen Erscheinungen und Psychosen herumschlagen: Mit einem des Mordes an seiner Frau verdächtigen Freund und dessen recht unterschiedlichen Töchtern Grete (Emma Mathilde Floßmann), Borowskis Patenkind, und Sinja (Mercedes Müller), abgebrüht und eigenwillig. Frank Voigts (Thomas Loibl) neue Frau Anna (Karoline Schuch) ist überzeugt davon, dass sie “das Haus umbringen” will. Tatsächlich erlebt Borowski die nächtlichen Spukattacken hautnah, nachdem er sein Auto kurzerhand “erschossen” hat, um pannenbedingt die Nacht in Voigts Villa verbringen zu können. Wer Anna in den Wahnsinn treiben will oder ob sie das alles selbst inszeniert, ob Franks erste Frau, die von Borowski bewundert und verehrt wurde, wirklich Opfer eines Mordes wurde oder doch einfach nur abgehauen ist und was die beiden Mädchen und Sinjas Freund Chris (Alex Peil) damit zu tun haben, darüber rätseln Borowski und die Zuschauer bis ganz zum Schluss. Das einzige was sich früh erahnen lässt, ist der Zusammenhang zwischen den Spukgeräuschen und Chris, der als “Eventveranstalter” die passenden Folterinstrumente natürlich in seiner Werkzeugkiste hat. Alles andere bleibt ein spannendes Spiel, in dem nicht zuletzt Borowski, seine neue Assistenin Mila Sahin (Almila Bagriacik) und seine Ex-Frau Gabrielle (Heike Trinker) für feine Situationskomik sorgen, wie man sie sonst nur aus dem Tatort Münster kennt. Und das ist es doch, was man von einem Tatort erwartet: Durchgängige Spannung, dazu eine ausgewogene Portion Humor, die von Klasseschauspielern authentisch rübergebracht wird. Diese unverzichtbaren Krimielemente hatte der Tatort aus Kiel absolut zu bieten. Abgesehen von dem wenig passenden Zwischenspiel in der Welt der Geisterbeschwörung mit Wasserglas und dem unnötig lächerlichen Bild der neuen Assistenin, die zum Auftakt ihrer Laufbahn in Kiel ausgerechnet an einem Boxsack von der Decke hängt. Beides unsinnige Szenen, die auch nicht als “komisch” durchgehen können. Ein Klaus Borowski ist einfach zu seriös. Lassen wir es dabei. Ansonsten aber war das endlich wieder ein richtig guter Tatort, spannend bis zum Schluss mit viel subtilem Humor und herausragenden Schauspielern!

Hintergrund: Klaus Borowski ermittelt seit 2003 in und um Kiel. Erfunden wurde die Figur, die ursprünglich für eine ganz andere Serie gedacht war, von Drehbuchautor Markus Stromiedel, aus dessen Feder zahlreiche, sehr erfolgreiche Fernsehkrimis stammen. Zu Beginn der Borowski-Tatorte wurde dem eigenbrötlerischen Kommissar, der Telefonanrufe immer mit „Ich höre“ beantwortet, die Psychologin Frieda Jung (Maren Eggert) zur Seite gestellt. Von 2011 bis 2017 bekam er mit Sarah Brandt eine nicht nur wegen ihrer Epilepsie-Erkrankung bemerkenswerte Assistentin, die insbesondere mit ihren IT-Fähigkeiten zu beeindrucken wusste. Man darf gespannt sein, wie  sich die neue Assistentin Mila Sahin neben der starken Figur des außergewöhnlichen Ermittlers positionieren wird. Der Auftakt war jedenfalls nicht schlecht. /sis

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