Von zäh zu spannend, aber viel zu unglaubwürdig

Von zäh zu spannend, aber viel zu unglaubwürdig
Rezension Sebastian Fitzek “Flugangst 7A”

Es sind schon recht gemischte Gefühle, die die Lektüre von Sebastian Fitzeks „Flugangst 7A“ hinterlässt. Anfangs findet man keinen rechten Zugang zur Geschichte und den handelnden Figuren. Immer wieder ist das Ende eines Kapitels auch das Ende der Lesezeit. In der Mitte schließlich wird es plötzlich ganz spannend, ein Buch, das man nicht aus der Hand legen mag. Und am Ende folgt die totale Übertreibung, die das Lesevergnügen doch sehr trübt. Jeder, wirklich jeder, der im Laufe der Geschichte aufgetauchten Figuren ist in irgendeiner Form in die Ereignisse verstrickt, es gibt keine „Guten“, nur komplett durchgeknallte Zeitgenossen, die vor keine Grausamkeit zurückschrecken. Das, und die Art und Weise, wie zur Auflösung ein Komatöser mit den Behörden kommuniziert, macht die gesamte Geschichte leider viel zu unglaubwürdig.

Der Psychiater Dr. Mats Krüger fliegt von Buenos Aires nach Berlin, um bei der Geburt seines Enkelkindes dabei zu sein. Krüger leidet unter extremer Flugangst, die erst wortreich beschrieben, dann aber urplötzlich nebensächlich wird, als er einen Anruf erhält mit der Nachricht, dass seine Tochter Nele entführt wurde und er sie nur retten kann, indem er eine der Flugbegleiterinnen, eine ehemalige Patientin, dazu bringt, das Flugzeug, in dem mit ihm weitere 600 Passagiere sitzen, abstürzen zu lassen. Es beginnt ein Wettlauf mit der Zeit. Krüger bittet seine Ex-Geliebte Feli, ebenfalls Psychiaterin, um Hilfe, die sich zusammen mit dem cleveren Kleinganoven Livio auf die Suche nach Nele macht. Krüger selbst versucht die Flugbegleiterin zu manipulieren, muss am Ende aber feststellen, dass er selbst manipuliert wurde. Er überlebt den Flug nicht, kann aber mit Hilfe eines Wunderarztes trotz „Locked-in-Syndrom“ der Polizei noch verraten, was er über den Entführer herausgefunden hat. Und dann macht Livio, der weit mehr Anteil am Geschehen hat, als zu Beginn zu vermuten wäre, einen entscheidenden, man könnte fast schon sagen, viel zu dummen Fehler, der zu Nele, dem Baby und Feli führt. Alle drei sind trotz der Höllenqualen, die sie erleiden mussten, wie durch ein Wunder unverletzt. Sie werden gerettet, alle anderen kommen um.

Blutrünstig geht es über die 380 Seiten zu, wobei die letzten 50 nur der Auflösung und Erläuterung vorbehalten sind. Streckenweise kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass so manche Wendung und Überraschung einfach nur Seiten füllen soll und deshalb vieles konstruiert und wenig ansprechend wirkt. Und zu guter Letzt hätte der Autor sicher ein glaubwürdigeres Ende finden können. Schade, denn die Geschichte an sich, ist sehr gut. Wie gesagt, es bleiben gemischte Gefühle! /sis

Bibliographische Daten
Sebastian Fitzek, Flugangst 7A
Knaur Taschenbuch, 2019, 400 Seiten
ISBN 978-3-426-51019-3

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