Neues Tatortspiel: Wer erinnert sich?

Neues Tatortspiel: Wer erinnert sich?
Kritik zum Tatort Saarbrücken „Der Herr des Waldes“
ARD/SR Tatort “Der Herr des Waldes”: Wer hat Jessi Pohlmann (Caroline Hartig) ermordet? Das Ermittlerteam beginnt mit der Arbeit: Hauptkommissare Leo Hölzer (Vladimir Burlakov) und Adam Schürk (Daniel Sträßer), Hauptkommissarinnen Esther Baumann (Brigitte Urhausen) und Pia Heinrich (Ines Marie Westernströer) sowie Rechtsmedizinerin Dr. Henny Wenzel (Anna Böttcher) (Foto: SR/Manuela Meyer)
Welches Geheimnis verbindet Peter Lausch (Kai Wiesinger) mit Adam Schürks Vater? (Foto: SR/Manuela Meyer)

Spannend war er schon, der zweite Fall der Saarbrücker Kommissare Leo Hölzer (Vladimir Burlakov) und Adam Schürk (Daniel Sträßer), doch spielte die Geschichte von Drehbuchautor Hendrik Hölzemann viel zu sehr ins Private der neuen Kommissare. Es war nicht ganz leicht, sich nach fast einem Jahr Pause an den ersten Fall mit dem Titel „Das fleißige Lieschen“ zu erinnern und die tragische Verbindung von Leo und Adam zu rekapitulieren. Diese private Verquickung spielte im neuen Fall „Der Herr des Waldes“ aber eine entscheidende Rolle, denn auch der Mörder hat zu Adams Vater Roland Schürk (Torsten Michaelis) eine besondere Beziehung. Roland sollte eines der zahlreichen Opfer von Peter Lausch (Kai Wiesinger, der nicht ganz so überzeugend spielte) werden, doch er entkam. Dafür wurde er kurze Zeit später von Leo Hölzer, Adams Schulfreund, ins Koma geprügelt, aus dem Vater Roland zum Ende des ersten Falles – nach 15 Jahren – erwacht war.

Alles ziemlich wirr und alles auch wenig glaubwürdig. In Rekordzeit genesen behauptet Papa Roland zwar, dass ihm die Misshandlungen seines Sohnes leidtäten, glauben konnte der Zuschauer das nicht wirklich. Und auch die Motive des offensichtlich schwer gestörten Peter Lausch wollten nicht überzeugen. Sowohl Lausch als auch Roland Schürk haben ganz offensichtlich Lust, ihre Mitmenschen zu quälen. Der eine immer gerade denjenigen, der ihm in die Quere kommt, der andere eher die eigenen Familienmitglieder. Warum, bleibt unklar. Ausgerechnet diese beiden begegnen sich eher zufällig, nach 15 Jahren, in denen der eine im Koma liegt und der andere darauf wartet, dass er wieder aufwacht. Und nun treffen sie sich zum finalen Showdown. Der eine, um den Mitwisser endlich zu beseitigen, der andere, um sein Wissen um den Täter endlich preiszugeben. Wie gesagt, ziemlich wirr und unglaubwürdig, nichts destotrotz aber dennoch sehr spannend. Und auf jeden Fall etwas für Freunde ungehemmter Brutalität. Dazu zwei schuldbeladene Kommissare, die – sollte Adams Vater Roland reden – sich künftig eine Gefängniszelle statt das Büro teilen dürften. Denn versuchter Mord und Beihilfe verjähren nicht!

Ob Vater Roland seinen Sohn und dessen Freund tatsächlich verraten hat, bleibt indes bis zum nächsten Fall des neuen Ermittlerduos ein Geheimnis. Cliffhanger nennt man das – wenn es aber wieder ein Jahr dauert, dürften die Zuschauer wie schon bei diesem Fall die Hintergrundgeschichte längst vergessen haben. Genau aus diesem Grund sollten sich die Macher private Verwicklungen ihrer Kommissare in das Geschehen ersparen. Oder doch zumindest den alten Fall vor dem neuen wiederholen, wenn beide Teile derart entscheidend mit einander verbunden sind und die Ausstrahlung soweit auseinander liegt. Gelegenheit dazu hätte es am Osterwochenende reichlich gegeben. /sis

Der Vater von Hauptkommissar Schürk, Roland Schürk (Torsten Michaelis), begegnet seinem Peiniger zufällig im Präsidium. (Foto: SR/Manuela Meyer)

Schon im ersten Fall “Das fleißige Lieschen” spielte die private Geschichte der beiden neuen Kommissare aus Saarbrücken eine entscheidende Rolle.

ARD/SR Tatort “Das fleißige Lieschen”: Das neue Ermittlerteam in Saarbrücken: Adam Schürk (Daniel Sträßer) und Leo Hölzer (Vladimir Burlakov) (Foto: SR/Manuela Meyer)

Was in Dortmund klappt, passt auch für Saarbrücken?

Was in Dortmund klappt, passt auch für Saarbrücken?
Kritik zum Tatort Saarbrücken „Das fleißige Lieschen“
ARD/SR Tatort “Das fleißige Lieschen”: Die neuen Hauptkommissare in Saarbrücken: Adam Schürk (Daniel Sträßer) und Leo Hölzer (Vladimir Burlakov) (Foto: SR/Manuela Meyer)
Die Neuen in Saarbrücken: v.l. Hauptkommissar Adam Schürk (Daniel Sträßer), Hauptkommissarin Pia Heinrich (Ines Marie Westernströer), Hauptkommissarin Esther Baumann (Brigitte Urhausen) und Hauptkommissar Leo Hölzer (Vladimir Burlakov) (Foto: SR/Manuela Meyer)

Mit Leo Hölzer (Vladimir Burlakov) und Adam Schürk (Daniel Sträßer) präsentieren die Tatortmacher zwei neue Saarbrücker Kommissare, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Beide wirken noch recht jung und unerfahren und teilen eine gemeinsame, dunkle Vergangenheit. Hölzer ist ein Weichei, der nicht in der Lage ist, von seiner Schusswaffe Gebrauch zu machen, offenbar auch dann nicht, wenn es darum geht, seinen Partner zu verteidigen. Schürk dagegen ist der wilde Draufgänger, der einfach zuhaut, wenn ihm danach ist. Beide eint die Geschichte um Schürks gewalttätigen Vater, der aus seinem Sohn einen „ganzen Kerl“ machen wollte, ihn dafür unerträglich quälte, bis Schürks Jugendfreund Hölzer ihn ins Koma prügelte. Nun ist es nie besonders sehenswert, wenn in einem Krimi die persönlichen Konflikte der Kommissare eine größere Rolle spielen als die zu lösenden Mordfälle. Was aber in Dortmund mit dem völlig kaputten Kommissar Faber so prima klappt, kann ja vielleicht in Saarbrücken auch funktionieren, dachten sich die Macher vermutlich. Es bleibt also abzuwarten, wie sich die neuen Kommissare weiterentwickeln, auch wenn sie eigentlich für den Polizeidienst gänzlich ungeeignet sind. Zu den beiden gesellen sich noch zwei Assistentinnen Ester Baumann (Brigitte Urhausen) und Pia Heinrich (Ines Marie Westernströer), die im ersten Fall ebenfalls mehr durch ihr gezieltes Mobbing denn durch kriminalistisches Gespür aufgefallen sind. Auch hier gibt es noch viel Luft nach oben.

Der erste Fall des neuen Saarbrücken-Duos aber wusste den kritischen Zuschauer dann doch zu überzeugen: Bernhard Hofer (großartiger Dieter Schaad) führt sein Unternehmen und seine Familie in gnadenloser Gehässigkeit. Jeder hasst jeden und hat genug Grund, den anderen umzubringen. Die Ursache für den Mord an Hofers Enkel und Nachfolger aber reicht zurück in die Zeit des Zweiten Weltkriegs, als Hofer seine Fabrik mit Zwangsarbeitern am Leben hielt, Zwangsarbeiter, die seiner herrischen Art hoffnungslos ausgeliefert waren. Die gelungene Story von Drehbuchautor Hendrik Hölzemann geschickt in Szene gesetzt von Regisseur Christian Theede ließ das eher ambivalent wirkende Kommissars-Duo am Ende doch noch ganz gut aussehen, auch wenn die Rückblenden in die Jugendjahre der Kommissare die eigentlichen Geschichte mehr als nötig an den Rand drängten. /sis

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